Wien-Fotografin Bärbel Brantner Fotos und Geschichte(n)

Valletta – Maltas Hauptstadt zwischen Geschichte und goldenem Licht (Malta Teil 1)

Im März haben mein Partner und ich eine Woche auf Malta verbracht – einer kleinen Inselgruppe mitten im Mittelmeer, voller Geschichte. WIr haben viele Eindrücke gesammelt, die ich hier – zusammen mit einer Auswahl meiner schönsten Fotos – teilen möchte.

Valletta

Die Hauptstadt Maltas ist – verglichen mit anderen europäischen Hauptstädten – winzig. Aber das passt zu Malta, das ja ebenfalls sehr klein ist. Als wir vom Flughafen kamen, brachte uns der Taxifahrer bis an den Rand Vallettas. Die meisten Gassen der Stadt sind Fußgängerzonen oder haben Stufen. So rollten wir unsere Koffer zum Hotel, das mitten in der Stadt liegt. Gleich danach machten wir einen ersten Spaziergang. Die Gassen waren sehr belebt – Malta ist bei Touristen äußerst beliebt.

Was mir sofort auffiel, war die architektonische Geschlossenheit. Valletta wirkt wie aus einem Guss. Die Stadt wurde Ende des 16. Jahrhunderts als Planstadt erbaut. Obwohl seitdem viele Gebäude neu errichtet oder verändert wurden, fügen sie sich sehr harmonisch in das Stadtbild ein.

Fort St. Elmo

Wir besuchten das Fort St. Elmo, das der Stadt vorgelagert ist. Auf dem Gelände befindet sich auch das War Museum.

Das Fort ist beeindruckend. In den vergangenen Jahren wurde es renoviert. Wie nahezu alle Gebäude auf Malta ist es aus Kalkstein gebaut – nicht unbedingt der ideale Baustoff für eine Festung. Deshalb, so nehme ich an, sind die Mauern besonders dick – wie bei allen Befestigungsanlagen des Archipels.

Dass ein Fort in strahlendem, hellem Gelb erscheint, ist für mich als Mitteleuropäerin eher ungewohnt. Unsere Burgen und Festungen sind meist grau. Der gelbliche Farbton resultiert aus dem lokalen Globigerinenkalk, der auf Malta seit der Steinzeit als Baumaterial dient.

Über Treppen kamen wir in immer höhere Bereiche. Das War Museum ist gut aufgebaut: Es erzählt die Geschichte Maltas von den ersten steinzeitlichen Bewohnern bis in die Gegenwart. Besonders interessant fand ich Wandtafeln, die die Geschichte Maltas und Europas parallel darstellen. Die Große Belagerung und der Zweite Weltkrieg nehmen viel Raum ein – beide Ereignisse waren für die Malteser von dramatischer Bedeutung.

Die Aussicht vom Fort über Valletta, den Hafen und das Meer war fantastisch. Wir hatten Glück mit dem Wetter – ein sonniger Tag!

Großmeisterpalast

Ein Besuch des Großmeisterpalasts gehört bei einem Aufenthalt auf Malta einfach dazu.

Der Palast nimmt einen ganzen Häuserblock ein und wurde im 16. Jahrhundert vom Malteserorden errichtet. Auffällig für ein Museum sind die Sicherheitsmaßnahmen: Alle Besucher werden gründlich kontrolliert, was am Eingang zu kurzen Wartezeiten führte. Verständlich – schließlich ist der Palast Regierungssitz. Das war er von Anfang an: Der Malteserorden, Napoleons Truppen, die britische Kolonialmacht und seit 1964 die maltesische Regierung hatten bzw. haben hier ihren Sitz.

Rüstung von Großmeister Jean Parisot de Valette
Rüstung von Großmeister Jean Parisot de Valette
Zuerst besichtigten wir die umfangreiche Waffensammlung: Rüstungen, Helme, Hellebarden, Armbrüste, Säbel, Degen und jede Menge Schusswaffen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert. Danach ging es in die Prunkräume. Auffällig sind die vielen Wandgemälde, die vor allem kriegerische Szenen und Episoden aus der Geschichte Maltas zeigen.

Das Äußere des Gebäudes ist schlicht, die Innenräume hingegen prachtvoll – aber nie überladen. Die Wände der Gänge und Säle sind mit hochwertigen Wandgemälden geschmückt.

In einem der beiden Innenhöfe steht ein Uhrturm mit einer Spieluhr und vier weiteren Uhren, die Uhrzeit, Mondphase, Monat und Kalendertag anzeigen.

St. John’s Co-Cathedral

Mitten in der Stadt steht eine Kirche mit einem seltsamen Namen: Was bedeutet das „Co“? Auf Wikipedia habe ich gelesen, dass sie die „Konkathedrale“ des römisch-katholischen Erzbistums Malta ist – das heißt, es gibt zwei Kathedralen: die ältere in Rabat und die neuere in Valletta. Der Titel wurde nicht einfach übertragen, sondern geteilt.

Abbildung der St.-John's-Co-Cathedral
Abbildung der St.-John's-Co-Cathedral
Von außen wirkt die Kirche schlicht, innen jedoch umso prachtvoller. Schon vor dem Eingang fiel uns die lange Besucherschlange auf – auch hier gibt es eine Sicherheitskontrolle.

Die Kirche wurde im Barockstil erbaut, allerdings unterscheidet sich dieser deutlich von dem, den ich aus Mitteleuropa kenne. Zwar gibt es auch hier pausbäckige Putten, aber das war es mit den Gemeinsamkeiten. Das Innere ist in dunklen Braun- und Goldtönen gehalten, ganz anders als das helle Weiß, das in österreichischen Barockkirchen dominiert. Die Wände sind mit vergoldeten Schnitzereien bedeckt – Ornamente, Figuren, Tiere.

In der Kirche hängen einige Bilder Caravaggios, dovon eines seiner berühmtesten: Die Enthauptung von Johannes dem Täufer.

Enthauptung Johannes des Täufers von Caravaggio
Enthauptung Johannes des Täufers von Caravaggio

Was mir zunächst nicht bewusst war: Der Boden ist eine Begräbnisstätte. Hier ließen sich Ordensritter bestatten, die sich das leisten konnten. Die Grabplatten zeigen Inschriften, Totenschädel und Skelette – diese Morbidität ist typisch für den Barock.

Grand Harbour und Marsamxett Harbour

Valletta liegt auf einer Halbinsel, die auf beiden Seiten von einem Hafen umgeben ist: im Süden der Grand Harbour, im Norden der Marsamxett Harbour. Zusammen bilden sie einen weit verzweigten Naturhafen.

Wir machten eine Bootstour – dabei konnten wir entspannt die Stadt vom Wasser aus betrachten. Mich haben auch die Schiffe sehr interessiert. Hochseeschiffe bekomme ich als Bewohnerin eines Binnenlands nur selten zu sehen.

Wind, Wellen und uralte Steine – im zweiten Teil unserer Malta-Reise sind wir nach Gozo gefahren, der noch kleineren Nachbarinsel. Dort besuchten wir eine der ältesten Tempelanlagen der Welt und sind in die Geschichte der kleinen, widerstandsfähigen Insel eingetaucht.

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